Freitag, 30. Oktober 2009

Zürich: Relativer Erfolg

Die Stadtzürcher Solarstrombörse ist erfolgreich unterwegs. 105 neue Photovoltaik-Anlagen wurden 2009 realisiert. Doch ein Blick nordwärts (nicht südwärts!) zeigt, wie relativ solche Erfolge sind.

Die Zürcher Presse ist heute voll des Lobes über den Erfolg der Solarstrombörse des Elektrizitätswerks (EWZ). Vor 13 Jahren eingeführt, entfaltet dieser Mechanismus eine für Schweizer Verhältnisse zumindest durchaus beachtliche Wirkung. Wobei der Vorgang einfach ist: Das EWZ kauf Solarstrom-ProduzentInnen aus der ganzen Schweiz (und nicht etwa nur aus Zürich) den Strom zu einem kostendeckenden Preis ab. Es verkauft diesen dann, nach eigenen Angaben ohne einen weiteren Aufschlag etwa fürs Marketing, seinen StromkundInnen.

Eine der ersten (und noch kleinen) Solarstromanlagen, deren Strom an die Kundschaft des EWZ via Solarstrombörse gelangt - das Getreidesilo beim Dammweg/Limmatstrasse unweit des Zürcher Escher-Wysss-Platzes (Bild: Guntram Rehsche)



Weil sich die Stromkundschaft von gegenüber den herkömmlichen Strompreisen noch um rund das Vierfache höheren Preisen nicht abschrecken lässt, musste das EWZ bereits neun Bieterrunden durchführen. Anlässlich der neuesten gaben über 300 ProduzentInnen ein, 105 fanden Unterschlupf beim EWZ. Und sorgten fast für eine Verdoppelung auf nunmehr 11,5 Megawatt Peak Leistung aller 268 Anlagen. Berücksichtigung fanden solche zu einem Durchschnittspreis von 58 Rappen. Was erlauben wird, den der Kundschaft verrechneten Preis von derzeit 75 nach Solarmedia-Schätzungen auf rund 68 Rappen zu senken.

So weit so gut – doch der Blick über die Grenze zeigt, dass sich solche Erfolge trotz allem als bescheiden ausnehmen. So meldet zufälligerweise ebenfalls heute die EuPD Research (Bonn) in einer Pressemitteilung, dass im vergangenen Jahr in Deutschland Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 1650 Megawatt (MWp) neu installiert wurden. Da nehmen sich die fünf (also rund 300mal weniger!) beim erfolgreichsten Schweizer Stromunternehmen installierten MWp doch sehr bescheiden aus. Der deutsche Photovoltaik-Zubau eines Jahres hingegen entspricht in etwa der Leistung zweier konventioneller Kohlekraftwerke. Angesichts dieser Zahlen und eines Branchenumsatzes von zuletzt 9,5 Milliarden Euro markiere 2008 das bislang erfolgreichste Jahr der deutschen Photovoltaik-Branche.

Und die Gesamtzahlen für Deutschland lassen einen nochmals schwindlig werden: Die kumulierte PV-Leistung in Bayern ist mit 2114 MWp rund doppelt so hoch wie beim Zweitplazierten Baden-Württemberg und entspricht etwa der Leistung von zwei herkömmlichen Atomkraftwerken (für die Schweiz total etwa 35 MWp). Insgesamt wurden mit dem Einsatz von Photovoltaikanlagen bereits bis 2008 deutschlandweit 8.530.671 Tonnen CO2 eingespart, rechnet EuPD Research vor.

Die Deutschen kaufen im großen Stil Solaranlagen, das stellt auch Spiegel Online fest. Trotz Wirtschaftskrise wurden in den vergangenen zwölf Monaten Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 2340 Megawatt installiert. Damit sei der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgehaltene Schwellenwert von 1500 Megawatt deutlich überschritten worden, sagte Behörden-Chef Matthias Kurth am Freitag in Bonn. Ab diesem Schwellenwert greift eine automatische Regelung aus dem EEG: Ab kommendem Jahr sinkt die Vergütung für Solarstrom um einen Prozentpunkt stärker als ursprünglich vorgesehen. Für Standardanlagen bis zu 100 Kilowatt schrumpft der Zuschuss von derzeit 43 Cent damit um neun Prozent, für Großanlagen sogar um elf Prozent.

© Solarmedia / Quellen: EuPD Research / Spiegel Online

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