Dienstag, 11. Mai 2010

Clinch Q-Cells und Solarworld

Die beiden grössten deutschen Firmen im internationalen Solargeschäft liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, derzeit mit höchst unterschiedlichen Erfolgsaussichten. Betroffen ist auch ein Schweizer Start-up-Unternehmen.

An sich ist es unsinnig, den Börsenwahn der kurzfristigen Resultatbegutachtung mitzureiten. Doch für einmal offenbaren die Quartalsresultate von Q-Cells und Solarworld erhellende Einsichten. So meldet letztere: SolarWorld konnte von der Entwicklung der internationalen Solarmärkte im 1. Quartal 2010 profitieren: Die Absatzmenge stieg gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum um 22 Prozent auf 139 (1. Quartal 2009: 114) MW. Der Konzernumsatz wuchs um 28 Prozent bzw. 49,3 Mio. Euro auf 225,6 (1. Quartal 2009: 176,3) Mio. Euro. Damit gelang es der SolarWorld, die branchenweit gesunkenen Preise durch Absatzmengensteigerung und Verschiebungen im Produktmix umsatzmäßig zu kompensieren. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) belief sich auf 24,8 (1. Quartal 2009: 37,8) Mio. Euro, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 44,0 (1. Quartal 2009: 52,5) Mio. Euro. Die EBIT-Marge betrug im 1. Quartal 2010 11,0 (1. Quartal 2009: 21,4) Prozent. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit lag bei 28,5 (1. Quartal 2009: -83,7) Mio. Euro. Die freie Liquidität betrug zum 31. März 2010 911,0 (31. Dezember 2009: 428,1) Mio. Euro.

Dank seiner höchst biegsamen PV-Folie kann Flexcell innovative Solarprodukte für die Verbraucher (z. B. aufrollbare Batterieladegeräte) und Integrationslösungen für die Bauindustrie (gebäudeintegrierte Photovoltaik) und gewerbliche OEM-Märkte anbieten. Innerhalb weniger Jahren hat sich VHF-Technologies SA mit Sitz in Yverdon zu einem Hightech-Photovoltaikunternehmen entwickelt. Seit 2007 gehört Flexcell zur deutschen Gruppe Q-Cells AG, Hersteller von hocheffizienten Solarzellen aus mono- und multikristallinem Silizium. Die Zukunft von Flexcell ist wegen des Ausstiegs von Q-Cells aber ungewiss.

Gleichentags sind auch die Quartalszahlen von Q-Cells bekannt geworden – und Solarmedia entschuldigt sich gleich für den Zahlensalat, aber bei der Unternehmensberichterstattung geht es mitunter nicht anders: Das Gesamtproduktionsvolumen lag demnach mit 174 Megawatt (MWp) trotz der Schließung der älteren Produktionslinien am Standort Thalheim zum Ende vergangenen Jahres über dem Wert des vierten Quartals 2009 (161 MWp) und auch höher als das Produktionsvolumen des Vorjahresquartals (154 MWp), berichtet das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Neben dem weiteren Hochfahren der Produktion am malaysischen Standort konnte die Produktion von Photovoltaik-Dünnschichtmodulen mit 8,8 MWp im Vergleich zum Vorquartal mehr als verdoppelt werden. Der Umsatz lag mit 232,3 Millionen Euro leicht oberhalb des Wertes des Vorjahresquartals (224,6 Mio. Euro), jedoch unterhalb des vierten Quartals 2009 (251,3 Mio. Euro). Diese zu erwartende Entwicklung hänge mit dem neuen kristallinen Modulgeschäft zusammen, das ab dem zweiten Quartal 2010 anlaufen wird, so das Unternehmen.

Die Q-Cells SE konnte erstmals seit dem ersten Quartal 2009 wieder ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 18,8 Millionen Euro ausweisen. Das operative Ergebnis (EBIT) betrug minus 9,3 Millionen Euro und lag damit deutlich oberhalb der Werte aus den Vorquartalen (Q3 2009: minus 163,8 Mio. Euro, Q4 2009: minus 274,5 Mio. Euro). Bereinigt um Anlaufkosten der Produktion in Malaysia sowie bei Solibro ergibt sich ein Verlust von einer Million Euro für das erste Quartal 2010. Aufgrund höherer Wafer-Einkaufspreise des vergangenen Jahres, die sich im Rahmen bestehender Bestände noch im ersten Quartal 2010 auf das Ergebnis auswirkten, sei darin noch ein negativer Effekt von rund 8 Millionen Euro enthalten.

Das Vorsteuerergebnis der fortzuführenden Geschäftsbereiche betrug 4,1 Millionen Euro, während sich das Nettoergebnis auf minus 9,6 Millionen Euro belief. Inklusive des Ergebnisanteiles aus aufgegebenen Geschäftsbereichen (minus 36,8 Millionen Euro durch Abschreibungen auf Calyxo und der schweizerischen VHF Technologies/Flexcell sowie deren negative Ergebnisbeiträge) betrug das Ergebnis nach Steuern minus 46,4 Millionen Euro.

Fazit: Q-Cells ist nach Milliardenverlust immer noch mühsam daran, sich von diversen technologischen Abenteuern zu erholen, mengenmässig hat das ostdeutsche Unternehmen noch leicht die Nase vorn. Mit einer starken Verlagerung der reinen Produktion nach Asien besteht immerhin Aussicht auf ein Überleben des einstigen Vorzeigekonzerns (siehe auch Solarmedia vom 12. November 2009). Zu den Opfern gehört auch der Ausflug in die Schweiz mit der Beteiligung an der erwähnten Flexcell, deren Überleben wiederum nun vor allem vom anderen Teilhaber Mitsubishi abhängt. SolarWorld AG feiert derweil Ende Mai im Beisein von Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen die Eröffnung der neuen Waferfertigung am deutschen Standort in Freiberg. Damit verfügt die SolarWorld an diesem Standort über eine Gesamtkapazität von 750 MW, für den weiteren Ausbau auf 1 GW stehen die Gebäude und die Infrastruktur bereit. Mit einem Volumen von 350 Mio. Euro ist das Investitionsprojekt eines der größten in der Geschichte der SolarWorld. Durch die Kapazitätssteigerung wird die SolarWorld nach eigenen Angaben nicht nur ihre internationale Marktstellung als integrierter Anbieter ausbauen, sondern auch die steigende Nachfrage aus den eigenen Modulproduktionen bedienen (siehe auch Solarmedia vom 5. Mai 2010).

© Solarmedia
/ Quellen: Unternehmen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen