Donnerstag, 10. Juni 2010

Solarprojekte auch in Ölstaaten

Arabische Ölländer bauen bereits auf solare Energieerzeugung. Abu Dhabi etwa realiserte Projekte und nimmt weitere in Angriff. Pate steht unter anderen der Schweizer Risikokapitalgeber Good Energies - andere Länder stehen nicht zurück.

Die Ölländer werden immer wieder als Beweis angeführt für die Unbrauchbarkeit der Sonne als Energiequelle. Denn erstens seien sie, wie der Name sagt, auf Öl gebaut. Und zweitens würden sie wenn schon in neue Energien, dann in die Atomtechnologie investieren. Gemäss Ankündigungen stimmt letzteres zwar – so will Abu Dhabi mit Hilfe Südkoreas zwei bis vier Atommeiler erstellen. Die Asiaten hatten kürzlich in einem erbitterten Bieterwettbewerb die Konkurrenz aus Frankreich platt gemacht.

PV-Dachanlage der saudischen King Abdullah University for Science and Technology. Sie soll mit 9.300 Solarmodulen auf 11.577 m2 jährlich rund 3.332 MW Strom produzieren (Bild conergy).




Aber wenn die Atomanlagen dereinst wirklich laufen, haben die Golfstaaten längst eine bedeutende Sonnenenergiebranche. Das zeigen verschiedene Meldungen aus der Region – und es zeigen vor allem Beispiele, die nicht nur angekündigt, sondern bereits Realität sind. So war eines der ersten Projekte der Ökostadt Masdar in der arabischen Wüste eine Photovoltaik-Anlage, die mit der respektablen Kapazität von 10 Megawattpeak zu Buche schlägt – und damit zu den 100 grössten Anlagen weltweit zählt.

Hinter Masdar steht das Emirat Abu Dhabi, das nun eine weitere Solaranlage in Angriff nimmt. Wie das Technologieportal Global Solar meldet, wird mit der Technologie von Abengoa Solar eine solarthermische Anlage erstellt. Mit von der Partie ist auch der französische Ölkonzern Total, dessen Chef vor einiger Zeit sowieso das Ende des Ölzeitalters in Aussicht stellte. Das Konsortium sieht Shams 1 als Beitrag zu Abu Dhabis Ziel, bis zum Jahre 2020 sieben Prozent der Energieversorgung durch Erneuerbare sicher zu stellen – wobei die Atomanlagen nicht inbegriffen sind. Das solarthermische Projekt ähnelt jenen, die derzeit vor allem in Spanien entstehen – wie etwa Andasol 1 bis 3 (siehe Solarmedia vom 17. Juli 2009). Es liegt rund 120 Kilometer südwestlich von Abu Dhabi in Madinat Zayed. Auf einer Fläche von rund 2,5 km2 wird mit 768 Parabol-Spiegeln eine Kapazität von 100 Megawatt auf- und in zwei Jahren fertig gestellt. Solch solarthermische Anlagen gelten als besonders geeignet für heisse Wüstengegenden und sollen etwa auch bei Desertec zum Einsatz kommen.

Doch das ist nicht alles, was der arabische Raum bezüglich Erneuerbarer Energien zu bieten hat. So stieg etwa die Schweizer Risikokapitalgesellschaft Good Energies kürzlich bei Enviromena ein. Die ebenfalls in Abu Dhabi beheimatete Projektierungsgesellschaft gilt gemäss eigenen Angaben als führend im Nahen Osten und in Nordafrika, wenn es um Solarvorhaben geht. Good Energies ihrerseits ist an vielen Unternehmen der Erneuerbaren Energien mit grossem Entwicklungspotential beteiligt – und hat auch schon Q-Cells zum Durchbruch verholfen.

Schliesslich entsteht in Katar eine Silizium-Wafer-Fabrik, an der die deutsche Solarworld beteiligt ist. Saudi-Arabien hat kürzlich eine grosse PV-Anlage auf dem Gelände ihrer modernsten Universität eingeweiht (siehe Solarmedia vom 24. Mai 2010).Die Ölstaaten künden also zwar vereinzelt atomare Anlagen an, entwickeln andrerseits aber Initiativen bei den Erneuerbaren und realisieren sie bei der Solarenergie bereits.

© Solarmedia

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