Mittwoch, 9. Juni 2010

Transgreen folgt Desertec

Konzentrierende Sonnen Kraft oder neudeutsch und abgekürzt CSP wird ein Pfeiler der solaren Weltwirtschaft sein. Neben dem Wüstenstromprojekt Desertec gibt es ein zweites Grossvorhaben, wie das Nachhaltigkeitsportal «Wir Klimaretter» berichtet.

Vor einem Jahr wurde das Projekt Desertec vorgestellt (Solarmedia vom 20. Juni 2009): Ein Konsortium aus 17 vorrangig deutschen Unternehmen kündigte damals an, bis 2050 mit solarthermischen Kraftwerken in der Sahara rund 15 Prozent der europäischen Stromversorgung decken zu wollen. Frankreich ist an Desertec nur mit einer Firma beteiligt und scheint nun eigene Pläne zu schmieden. Diese könnten unter dem Namen Transgreen schneller Wirklichkeit werden, als die noch nebulösen Pläne von Desertec.

So könnte die Infrastruktur einer nachhaltigen Stomversorgung in Europa, dem Nahen Osten und Nord-Afrika aussehen: Blau sind Windfarmen, rot die solarthermischen Sonnenkraftwerke, gelb die Photovoltaik, grün die Biomasse, hellblau die Wasserkraft und braun steht für die Geothermie. (Foto: Desertec Foundation)

Zusammen mit 43 Energieministern der Mittelmeeranrainer wurde bei einem Treffen in Kairo der Solarplan für die Mittelmeerregion (Plan Solaire Méditerranéen) beschlossen. Zusammen wollen die Länder an die 20 Gigawatt Solarenergie bis 2020 produzieren, wovon fünf Prozent nach Europa verkauft werden. Die Belieferung Europas soll nach den Vorstellungen der Energieminister das Projekt rentabel machen. Dazu braucht es aber Hochspannungsleitungen. Deshalb wurde das Projekt Transgreen ins Leben gerufen, an dem bis jetzt elf französische Unternehmen beteiligt sind, bald sollen auch spanische und nordafrikanische dazu kommen. Derzeit verbindet nur ein Hochspannungskabel in der Meerenge von Gibraltar mit einer Kapazität von 1400 Megawatt die beiden Kontinente.

Vorige Woche kündigte das Transgreen-Konsortium an, nun entsprechende Machbarkeitsstudien zu erarbeiten. Ab 2012 soll es dann konkreter werden. Entsprechende Untersuchungen im Rahmen von Desertec hatten schon gezeigt, dass das Unterwasserstromnetz kein leichtes Unterfangen wird: Rund 4 bis 5 Prozent an Energie könnte auf 1000 Kilometer verloren gehen. Zudem ist das Mittelmeer, worauf Umweltschützer nicht zu Unrecht hinweisen, ein sensibles Ökosystem. Die Umweltfolgen eines tausende Kilometer langen Kabelnetzes sind derzeit kaum untersucht.

Die Transgreen-Initiatoren haben indes schon angekündigt, mit dem Desertec-Konsortium zusammenarbeiten zu wollen, deshalb sei angeblich auch der Chef von Transgreen - Christian Stoffaes - aufgrund seiner guten Beziehungen zu Deutschland in sein Amt gehoben worden. Auf beiden Seiten ist man bemüht, den Konkurrenzgedanken außen vor zu halten.

Beide Projekte stehen in jeden Fall vor dem gleichen Problem: Tausende Kilometer von Kabeln nicht nur durchs Meer, sondern auch durch unterschiedliche teilweise politisch instabile Länder zu führen. Aber es gibt auch Überschneidungen: Das deutsche Unternehmen Siemens ist in beiden Mammutprojekten vertreten. In jeden Fall müssen die beiden Konsortien miteinander Gespräche einleiten. Denn die Pläne von Transgreen sind schon sehr viel zeitnaher als Dersertec: Immerhin soll der mediterrane Solarplan schon in zehn Jahren umgesetzt sein.

Entscheidend wird am Ende jedoch die Bereitschaft aller Akteure zu Investitionen sein. Nicht nur die Unternehmen auch der deutsche und französische Staat sollen dem Milliardenprojekten mit finanziellen Hilfen beispringen. Der deutsche Wirtschaftsminister Brüderle will Desertec vor allem mit Exportfördermaßnahmen und Hermes-Bürgschaften unter die Arme greifen.

Der neue mediterrane Solarplan passt in das neue Ökoprofil von Sarkozy: Er hat angekündigt, dass Frankreich eine Solarindustrie aufbauen wolle. Immerhin ist es das erste Mal, dass der französische Präsident den nordafrikanischen Staaten nicht Atomkraftwerke, sondern Unterstützung für die Installierung von Solarkraftwerken anbietet. Bei Sarkozys umweltpolitischen Ankündigungen ist man selbst in Frankreich seit der Absage an die groß angekündigte Kohlendioxid-Steuer vorsichtig geworden.

Quelle: Wir Klimaretter

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