Mittwoch, 29. September 2010

Photovoltaik im Aufwind

Die Preise für photovoltaisch erzeugten Strom sind auch in der Schweiz deutlich gesunken – dessen Konkurrenzfähigkeit scheint selbst für Skeptiker nicht mehr so weit in der Ferne zu liegen wie früher behauptet. Die Prognosen für die künftige Entwicklung liegen aber noch immer weit auseinander – für eine positive Einschätzung gibt es viele Indizien.

Die Diskussion rund um die Energieversorgung der Zukunft dreht sich um Atomstrom – und zunehmend um Solarstrom. Ersterer steht wegen Giftigkeit, Gefährlichkeit und ungelöster Abfallprobleme weiterhin unter Druck (allen Renaissance-Phantasien zum Trotz). Letzterer in erster Linie wegen seiner hohen Kosten. Dazu bringt der Tages-Anzeiger von heute Mittwoch bemerkenswerte Aussagen aus unverdächtiger Quelle.

Die PV-Anlage auf den Neubauten in Zürich-Nord ist eines von vielen Beispielen, die zeigen, wohin die Entwicklung geht: Solarstromerzeugung ist dauerhaft, wird immer billiger - und ist viel unproblematischer als Atomstrom. (Bild Guntram Rehsche)





Zwar tönt im TA der Titel des Artikels «Die Hoffnung in die Sonne bleibt vage» skeptisch. Doch die Aussagen zu den Möglichkeiten der Photovoltaik (PV), also der direkten Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom mit Hilfe von Solarzellen, sind weit zuversichtlicher als frühere Einschätzungen – etwa seitens des Paul-Scherrer-Instituts, welches sich kaum je einen Namen als Befürworterin der Erneuerbaren Energien und der Photovoltaik gemacht hat. So heisst es zum Preis für Solarstrom: «Eine Kilowattstunde Strom aus einer Fotovoltaik-Dachanlage kostet heute im Schweizer Mittelland je nach Grösse 42 bis 66 Rappen. » Das liegt deutlich tiefer als die in diesen Kreisen bis vor kurzem kolpierten 1 CHF für die gleiche Strommenge. Zudem ist es eine äusserst konservative Schätzung: Ein konkretes PV-Projekt in der Stadt Zürich hat in der Submission soeben Preisofferten erhalten, die auf einen Preis von 35 bis 45 Rappen schliessen lassen – denn die Solarmodule sind bereits erneut günstiger zu haben.

Aus den Kosten für Solarmodule lässt sich der Gestehungspreis für den solaren Strom ableiten, allerdings nicht nur – denn der Unterbau, die Installation und schliesslich der Betrieb tragen das Ihre (50 bis 100 Prozent der Modulkosten) zum Endpreis bei (Unterhalt und Reinigung, Ersatz von Komponenten wie Wechselrichter sowie Kapitalkosten). Solarmodule haben in einer Hinsicht in jüngster Zeit insofern an Glaubwürdigkeit gewonnen, als nunmehr die ersten Anlagen bereits ein Alter von 30 Jahren aufweisen und immer noch Strom liefern – zumindest 80 Prozent der ursprünglich erreichten Werte, was im Vergleich zu den Prognosen (20 bis 25 Jahre Haltbarkeit) als ausserordentlich gelten kann.

Eine weitere Aussage im TA-Artikel lässt aufhorchen: Das Bundesamt für Energie bezeichnet landesweit rund 100 Quadratkilometer Dachfläche als für PV geeignet. Diese Fläche würde ohne weiteren Landverbrauch erlauben, rund 16 Prozent des heute in der Schweiz verbrauchten Stroms zu produzieren. Heinz Karrer, CEO des grossen Stromkonzerns Axpo wird derweilen nicht müde, die Möglichkeiten des Solarstroms kleinzureden und von einem Potential im tiefen einstelligen Bereich zu sprechen (siehe NZZ am Sonntag vom 12. September 2010). Dabei sind die Möglichkeiten gemäss dem Fachverband Swissolar sogar doppelt so hoch, als das bei seinen Schätzungen stets sehr vorsichtige Bundesamt für Energie. Demnach könnte also PV-Strom rund einen Drittel des hiesigen Stromverbrauchs abdecken – und das zu ständig sinkenden Kosten. Die Aussichten der Photovoltaik sind also alles andere als vage. Wünschbar wäre allerdings, statt kleinlicher Vorsicht in den Voraussagen der Tatsache Rechnung zu tragen, dass weltweit die meisten Prognosen für die Entwicklung der Erneuerbaren Energien – also auch für Wind oder Biomasse - stets deutlich übertroffen wurden.

© Solarmedia

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