Sonntag, 24. Oktober 2010

Deckel für die Fossilen

Schweizer Förderung für Erneuerbare Energien heisst derzeit vor allem: strenge Begrenzung oder viel mehr wäre möglich, wenn die Politik nur wollte. Vorderhand aber dominiert der Deckel. Einen interessanten Vorschlag macht nun der Industrielle Ralf Hofmann, Geschäftsführer der KACO new energy GmbH. Sein Unternehmen ist führend in der Wechselrichterproduktion - die Ausführungen sind auf deutsche Verhältnisse gemünzt, gelten aber ebenso für die Schweiz.



Gegen eine Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energiequellen werden immer neue Argumente ins Feld geführt. Wurde sie zunächst als ‚völlig unmöglich’ in Abrede gestellt, war speziell gegen die Photovoltaik zuletzt das Argument bemüht worden, sie sei für ihren geringen Beitrag viel zu teuer. Und nun warnt Stephan Kohler, Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), vor zu viel Solarstrom. Wir erinnern uns, letztes Jahr sah Kohler den Verbraucher noch von einer „Stromlücke“ bedroht.

„Diese Debatte nimmt absurde Formen an“, findet Ralf Hofmann Geschäftsführer der KACO new energy GmbH (siehe Bild). „Glaubt man den Vorwürfen ihrer Gegner, hat sich die Photovoltaik innerhalb nur einer Dekade von einer Lachnummer zur schlimmsten Bedrohung der Stromnetze gewandelt.“ In der Tat: In seiner Mitteilung vom 16. Oktober sieht Kohler bei weiterem steilen Ausbau der Photovoltaik bereits ab Ende 2011 genügend Leistung installiert, um an Sommerwochenenden den gesamten (!) Strombedarf solar zu decken. „Katastrophal“ für die Stromnetze, meint Kohler.

„Bedrohlich ist diese Entwicklung für die Netze doch nur, wenn nicht in gleichem Maße die Einspeisung aus fossilen Quellen zurückgefahren wird“, so Hofmann. „Weg mit Kohle- und Uranstrom, den niemand braucht, und schon sind die Netze entlastet. Würde man Stromversorgung endlich von der Nachfrageseite her denken, wäre sofort klar: Für nicht-regelbare Kraftwerke ist in unserem Strommix kein Platz mehr.“ Das Verteilungsproblem darf kein Argument sein, den Ausbau der Photovoltaik und anderer erneuerbarer Energien zu behindern. „Wir brauchen den Vorrang für grünen Strom nicht nur auf der Abrechnung, sondern in der Leitung“, fordert Ralf Hofmann. „Solarstrom muss zum Verbraucher und darf nicht weggeregelt, sprich weggeworfen werden.“

Angesichts des „überraschenden“ Netzengpasses fragt KACO: War es einfach Kalkül, den Ausbau und die Anpassung der Netze sehenden Auges zu unterlassen? Wieso verläuft die Einführung von „smart meters“ so schleppend? Und warum gibt es noch nicht einmal ansatzweise eine Diskussion über die Pflicht, nicht-regenerative Kraftwerke regelbar zu machen?

Die vermeintlichen technischen Widerstände sind für Ralf Hofmann nicht die wahren Beweggründe: „Für Industrien mit kontinuierlich steigenden Brennstoffkosten stellen Technologien mit ‚Null Euro’ Bennstoffkosten eine existenzielle Bedrohung dar. Deswegen sollen wir vor der Tür gehalten werden.“

Quelle: Kaco new-energy

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