Samstag, 2. Oktober 2010

Regionen auf Weg zu Autarkie

In der Schweiz sind es das Goms am Übergang zum Wallis, das Entlebuch, das Emmental und das Toggenburg, die weit gehende Unabhängigkeit in der Energieversorgung suchen. Keine Hirngespinste, wie sich an einer Fachtagung in Deutschland zeigte.

„Viele Regionen sind beim Ausbau der Erneuerbaren Energien schon deutlich weiter als die derzeitige Energiedebatte vermuten lässt." So das Fazit des 2. Kongress „100% Erneuerbare-Energie-Regionen – Umsetzungsstrategien für Kommunen und Landkreise“, der soeben in Kassel zu Ende ging. Eine Umfrage unter den mehr als 750 Teilnehmern aus Verwaltung, Unternehmen und Forschungseinrichtungen ergab, dass eine deutliche Mehrheit die Stromversorgung ihrer jeweiligen Region bis 2030 vollständig aus Erneuerbaren Energien erreichen kann. Als größte Hemmnisse für den Ausbau der Erneuerbaren Energien sehen die Befragten die Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke, mangelnden politischen Willen sowie den Neubau von Kohlekraftwerken. Das Eingangszitat stammt von Jörg Mayer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien und Mitveranstalter des Kongresses.

229 kommunale Entscheider haben den Fragebogen zum Kongress ausgefüllt. 72 Prozent der Umfrageteilnehmer gehen davon aus, bis zum Jahr 2030 in ihrer Region eine vollständig regenerative Stromversorgung zu erreichen. Für den Wärmebereich hält noch annähernd jeder zweite Befragte (46 Prozent) dieses Ziel für realistisch, im Verkehrssektor jeder fünfte (21 Prozent). Befragt nach möglichen Hemmnissen für den Ausbau der Erneuerbaren Energien geben 78 Prozent der Befragten die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke als größtes Hindernis an. An zweiter Stelle steht mangelnder politischer Wille (76 Prozent). Widerstand aus der Bevölkerung betrachten nur 24 Prozent der Befragten als Bremse auf dem Weg hin zu einer regenerativen Energieversorgung.

Bei der Frage, ob der gesetzliche Vorrang für Ökostrom bei der Netzeinspeisung auf Dauer beibehalten werden soll, geben die Befragten ein klares Votum ab: 91 Prozent sprechen sich für einen dauerhaften Vorrang aus. „Der Kongress hat eines ganz deutlich gemacht: Viele Regionen und Kommunen stehen nicht mehr am Anfang, sondern der Ausbau der Erneuerbaren Energien vor Ort ist schon viel weiter. Jetzt geht es darum, diese Erfolgsgeschichte nicht durch eine Änderung der nationalen Marschrichtung abzuwürgen“, betont Dr. Martin Hoppe-Kilpper, Geschäftsführer des dezentralen Kompetenznetzwerkes deENet, Mitveranstalter des Kongresses.

Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen