Dienstag, 8. März 2011

Von Von Roll, OC Oerlikon, ABB

Von Roll steht vor dem Scheitern der Solarpläne, OC Oerlikon gibt sich verschwiegen. Im Hintergrund wirkte jeweils der gleiche schillernde Manager. ABB verstärkt derweil die Geschäftsaktivitäten und errichtet eine weitere solare Grossanlage in Italien. Getreu der Devise, wonach die Sonnenenergie im zukünftigen Energiemix des schweizerisch-schwedischen Elektrokonzern eine zentrale Stellung hat.

ABB hat gemäss Medienmitteilung von Phenix Renewables einen Auftrag über 50 Millionen US-Dollar für die Lieferung eines 24-MW-Photovoltaik-Kraftwerks in Lazio in Mittelitalien erhalten. Nach der Anbindung ans Stromnetz wird das Solarkraftwerk bis zu 35 Gigawattstunden (GWh) Strom jährlich ins Netz einspeisen und damit die Erzeugung von mehr als 25'000 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Das entspricht dem Jahresausstoss von über 10'000 Autos auf Europas Strassen.

Das 24,2-MW-Kraftwerk beruht auf einachsigen Solartrackern, die die Solarpanele exakt auf den Sonnenstand ausrichten und damit eine maximale Energieausbeute gewährleisten. Zu den Schlüsselprodukten von ABB bei diesem Projekt zählen Nieder- und Mittelspannungsschaltanlagen, Transformatoren, Kabel, Automations- und Leitsysteme sowie Schutzausrüstung. Ausserdem baut ABB eine 150-Kilovolt-Unterstation, die mit dem neusten Überwachungs- und Steuerungssystem ausgestattet ist. Damit wird die zuverlässige und effiziente Einspeisung der von den Solarpanelen erzeugten elektrischen Energie ins Stromnetz sichergestellt. Die Solarpanele werden von dem norwegischen Unternehmen REC (Renewable Energy Corporation) in einem Konsortium mit ABB geliefert, das Projekt soll in nur vier Monaten fertig gestellt sein.

"ABB-Technologien spielen sowohl bei der Erzeugung von erneuerbaren Energien als auch bei ihrer Einspeisung in unsere Stromnetze eine wichtige Rolle", sagt Peter Leupp, Leiter der Division Energietechniksysteme von ABB gemäss Medienmitteilung. "Schlüsselfaktoren bei diesem Projekt sind Effizienz, Zuverlässigkeit und die Minimierung der Klimabelastung durch die Stromerzeugung. Die Sonnenenergie wird in unserem zukünftigen Energiemix von grosser Bedeutung sein." 2010 errichtete ABB allein in Südeuropa 16 Photovoltaik-Kraftwerke. Die Anlagen haben eine Leistung von 1 bis 24 Megawatt und liegen hauptsächlich in Italien und Spanien. Ihre installierte Leistung beläuft sich auf insgesamt über 100 Megawatt.

Weniger erfolgreich sind andere CH-Unternehmen im Solarbereich unterwegs. So meldet die Handelszeitung in ihrer letzten Ausgabe das vermutliche Scheitern der Von Roll beim Versuch, in die Produktion von Solarmodulen einzusteigen. Der Misserfolg wird Ex-Chef Thomas Limberger (siehe Bild) angelastet, die neue Führung fange wieder von vorne an und konzentriere sich aufs Stammgeschäft. Mit knapp 3000 Mitarbeitern werden in den Produktionsstätten auf drei Kontinenten lediglich 550 Millionen Franken Umsatz erwirtschaftet. Kein Wunder, gibt es Stimmen, die nach Kostensenkungen und nach einer Zusammenlegung von Produktionsstandorten rufen. Oppermann sagt dazu gegenüber der Handelszeitung: «Es ist ein Thema, Strukturen zu vereinfachen und Kompetenzzentren zu bilden.»

Das lässt sich durchaus als Scheitern der Solarpläne interpretieren, die eine eigene kostengünstige Modulproduktion auf der Basis der Dünnfilmtechnologie anvisierte. Die billigste sollte sie sein, und erst noch leicht und unzerbrechlich, sodass sie auch auf Auto- und Lastwagendächer montiert werden kann. Für Ende 2010 war ein Prototyp versprochen, ab 2012 sollte die Massenproduktion starten, mit 100 neuen Mitarbeitern in Tägerwilen TG. Süffisant hält die Handelszeitung dazu fest: «Was die Thurgauer nicht wissen: Firmenintern gilt Solar inzwischen als «aufgeblasenes Entwicklungsprojekt», wie Insider sagen. Eine Solarzelle gebe es zwar, eine Pilotanlage aber noch nicht. Ob die Anzahl Stellen die derzeitige Zahl von zehn je übersteigen werde, könne heute nicht gesagt werden. Laut gut informierten Quellen wird das Projekt monatlich überprüft.»

Ex-Von-Roll-Chef Limberger stand übrigens einst auch den Solarplänen von OC Oerlikon Pate. Die gelten zwar (noch) nicht als gescheitert (siehe Solarmedia vom 20. Dezember 2010), aber der grosse Durchbruch mit dem Verkauf neuester Technologie im PV-Anlagenbau ist immer noch nicht geschafft. Angekündigt war der schon für Ende vergangenen Jahres.

Quellen: Handelszeitung vom 3.3.2011 / ABB

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