Sonntag, 27. März 2011

Solarenergie ins Zentrum

Die Wogen der Politdiskussion um die Atomfrage gleichen schon bald einem Tsunami. Dies zu beklagen, wäre allerdings fehl am Platz, vielmehr gilt: Endlich ist die Atom- und Energiefrage wieder zuoberst auf der politischen Agenda. Lösungsansätze gibt es viele – aber eigentlich verspricht nur einer die Wende: Volle Kraft voraus für die Solarenergie!

Einen verheissungsvollen Start ins Diskussionswochenende rund um die Enegiewende hatte die Arena-Sendung des Schweizer Fernsehens hingelegt. Wohltuend eine Expertenrunde, die Fakten betonte, die zwar bereits bekannt waren, aber längst noch nicht im Bewusstsein der Öffentlichkeit angekommen sind. Urs Muntwyler (siehe Bild), seit kurzem Professor für Photovoltaik an der Fachhochschule Bern (siehe Solarmedia vom 25. Januar 2011) brachte es dabei auf den Punkt: In der Schweiz gibt es genügend Sonnenschein, um sowohl Wärme fürs Brauchwasser und Heizungszwecke sowie Strom in einer Menge herzustellen, die den Ersatz von Atomkraftwerken hierzulande – und damit von rund 40 Prozent des Verbrauchsstroms – möglich macht.

Muntwyler betonte die Notwendigkeit des effizienten Energieeinsatzes – liess aber keinen Zweifel daran, dass es neben dem Energiesparen neue Energiekapazitäten braucht. Das Sparen allein kann weder die AKW ersetzen noch - trotz aller Effizienz - partiell wachsende Energie- insbesondere Strombedürfnisse decken. Zu dieser Sicht gibt es selbst in der Umweltbewegung unterschiedliche Meinungen, Buchautor Marcel Hänggi etwa redet immer wieder der so genannten Suffzienz das Wort, die an vorderste Stelle das Herunterfahren des Verbrauchs setzt und sich von den Erneuerbaren Energien eigentlich gar keine Lösung verspricht, sondern allenfalls eine Vertagung des Problems. Hänggi präsentiert sein neues Buch «Ausgepowert» am 18. April 2011 in Zürich und wird noch für Gesprächsstoff sorgen.

Die Arena-Gesprächsrunde derweil schien sich einig, dass zumindest der Strombedarf weiterhin wachsen wird – während Einsparungen vor allem beim Heizen der Gebäude sowie in der Industrie und im Dienstleistungssektor möglich sind. Nationalrat Filippo Leutenegger (FDP/ZH) betonte dies in der anschliessenden Politikerrunde. Er scheint, bei aller früherer Euphorie für die Atomkraft (und noch früherer energischer Gegnerschaft) nun wieder zum Skeptiker mutiert zu sein, der auch konkrete Massnahmen zugunsten der Erneuerbaren zu ergreifen bereit ist. Da waren die beiden VertreterInnen von SVP (Walter Wobmann, Nationalrat SO) und CVP (Ruth Humbel, Nationalrätin AG) schon fast folkloristische Beigabe aus einer verflossenen Zeit. Sie verwahrten sich gegen Aktionismus und räumten der Atomkraft (nach genauer Analyse der Vorkommnisse in Japan natürlich...) auch für die Zukunft eine Chance ein.

Ein Experte stand in der Arena-Diskussion zwar nur im zweiten Glied, meldete sich aber mehrfach vehement zu Wort. Nationalrat und Swissolar-Präsident Roger Nordmann aus Lausanne (siehe Bild) verwies auf Deutschland, wo der Anteil der Erneuerbaren Energien am Strommix bereits 18 Prozent erreicht hat – und vor allem die Sonnenenergie bereits zwischen zwei und drei Prozent beiträgt – und nicht wie Humbel gebetsmühlenartig aber falsch wiederholt von nur einem Prozent sprach. Nordmann hat ebenfalls ein umfassendes, erst auf Französisch verfügbares Buch geschrieben über eine Schweiz ohne fossile und nukleare Energie, das im Mai auf Deutsch erscheint und als tragfähiges Konzept für eine solare Schweiz dienen kann («Atom- und Erdölfrei in die Zukunft»).

Solchen Überlegungen haben die aktuellen Sonntagsmedien wenig neues hinzuzufügen. Immerhin verweist die Sonntagszeitung darauf, dass ebenso wie in der Landwirtschaft auch in der Energie eine volle Autarkie kein erfolgversprechendes Konzept darstellt. Gerade die Einbindung in ein europäisches Stromnetz bietet neben den kommerziellen Chancen – die die Industrie ja reizen sollten – auch die Möglichkeit, von den jeweils günstigsten Voraussetzungen für die Produktion Erneuerbarer zu profitieren (etwa von Windstrom aus der Nordsee). Die Schweizer Pumpspeicherwerke bieten hier sogar hervorragende Voraussetzungen für eine Einbindung. Schliesslich betont ebenfalls die Sonntagszeitung, dass die Atomkraft nun wohl vor allem auch aus ökonomischen Gründen als erledigt gelten muss – nur schon die nach Fukushima nötigen Sanierungsschritte dürften etwa Gösgen und Leibstadt nach Meinung des unabhängigen Finanzexperten Kaspar Müller an ihre finanziellen Grenzen bringen.

© Solarmedia

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1 Kommentar:

  1. Nur 1,4 Prozent des Stroms auf den Balearen stammt derzeit aus erneuerbarer Energiequellen. Damit nützen die Inseln aber in keinster Weise ihr Potenzial aus, denn möglich wären aber 100 Prozent. Das ergibt sich aus einer Studie der Balearen-Regierung, die jetzt bekannt wird. Als Grund für diese geringe Quote ist offenbar, dass politisch Verantwortlichen auf den Inseln viel zu spät auf den Zug erneuerbare Energien aufgesprungen sind. So hat nach einem Bericht der Tageszeitung „Diario de Mallorca“ die Balearen-Regierung die möglichen Subventionen für Solarenergie nicht in Anspruch genommen, so dass die Zentralregierung in Madrid schließlich insgesamt 44 Projekte wieder gekippt hat. Aus diesem Grund wurde wohl auch Ergebnis der Studie, die bereits 2007 für fast 200.000 Euro in Auftrag gegeben wurde, erst jetzt bekannt. Da fehlen einem die Worte.

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