Mittwoch, 9. März 2011

USA und China übernehmen

Nicht mehr Deutschland wird in den kommenden Jahren den weltweiten Markt der solaren Stromerzeugung dominieren, sondern die USA und China. Sam Wilkinson, Analyst des Marktforschungs-Instituts IMS Research sieht starke Veränderungen bereits in den Jahren bis 2015 – der solare Boom allerdings hält insgesamt unvermindert an.

Parallel zum Erstarken der Märkte in den USA und China wird die vertikale Integration der Photovoltaik- (PV-) Unternehmen wachsen. Will heissen, die grossen Firmen werden immer mehr Glieder der gesamten Wertschöpfungskette selbst beherrschen. Das zeigt sich derzeit ganz typisch in den USA, wo die grössten Solarunternehmen wie First Solar oder Sunpower erfolgreich in den Anlagenbau eingestiegen sind. Sie werden so zum Abnehmer ihrer eigenen Produkte. Der damit einhergehende Trend zu grösseren Anlagen wird den sowieso schon vorhandenen Druck auf die Modulpreise noch verstärken.

In Europa dominieren eher PV-Anlagen auf Dächern von Privathäusern und Gewerbeliegenschaften. In den USA kommen die grossflächigen Freilandlagen auf - die zehntausende von Haushalten mit Solarstrom versorgen.





Dass die Preise weiter sinken, steht ausser Zweifel für den Analysten Sam Wilkinson, dessen Interview Solarmedia in einer exklusiven Zusammenfassung in deutscher Sprache bringt. Der anhaltende Nachfragehype im zweiten Halbjahr 2010 hatte den Produzenten diesbezüglich etwas Luft verschafft, bald aber dürften die getätigten Megainvestitionen um so mehr zu Buche schlagen. Mit anderen Worten: die Preise werden im laufenden und kommenden Jahr erneut sinken und pro Watt-Leistung bei den kristallinen Siliziumprodukten die magische Grenze von 1 € erreichen (derzeit liegen sie je nach Herkunft und Qualität bei 1.30 bis 1.80. Für Dünnfilmmodule dürfte diese Grenze bereits dieses Jahr durchbrochen werden – was seitens First Solar allerdings schon länger der Fall ist. Nur sind diese Module ertragsmässig weniger stark und kommen deshalb in erster Linie für grossflächige Anwendungen in Frage.

Mengenmässig erwartet IMS Research ein weniger ungestümes Wachstum als im abgelaufenen Jahr – dieses hatte ja 2010 ein sagenhaftes Plus von rund 100 Prozent erbracht. Was auch bedeutet, dass die unterdessen weltweit ans Netz gebrachte Solarkapazität im Gesamtertrag wohl bereits über jener der Atomwirtschaft liegen dürfte (nach Berechnungen von Solarmedia 17 Gigawatt Zuwachs solar und nur zwei bis drei atomar – die natürlich fast dauernd produzieren). Nun werden deren 20 bis 22 Gigawatt an solarem Zubau für 2011 erwartet. Letztlich ist aber alles abhängig von politischen Entscheiden. Noch ist unklar, inwieweit die bislang grossen PV-Märkte wie vor allem Deutschland und Italien, dann aber auch Frankreich und Tschechien, mit politischen Entscheiden die Märkte abwürgen werden. Zu befürchten ist diesbezüglich Schlimmstes – andererseits verteilt sich das solare Wachstum künftig auf wesentlich mehr Staaten, und wird entsprechend weniger von Hauruck-Entscheiden einzelner Regierungen beeinflusst.

Mit grosser Sicherheit wird auf jeden Fall der Zubau in Deutschland deutlich zurückgehen – er machte in den vergangenen beiden Jahren rund die Hälfte des Weltvolumens aus (2010: 7 bis 7,5 GW). Was angesichts der geographischen Lage des Landes doch ausserordentlich erstaunt, aber auch zeigt, was an solarer Stromerzeugung eben möglich ist. Das hohe Marktvolumen hat auf jeden Fall die Investitionen in die Produktion stark angeregt und jenen Preiszerfall eingeleitet, der das weitere Wachstum der Branche erst möglich macht. Weil in Italien alles ein wenig länger dauert, sind auch die Preisreduktionen dort noch nicht beschlossene Sache – und der Markt dürfte gemäss IMS um 3 bis 3,5 GW zulegen. In den Folgejahren aber sind es dann die USA (vor allem mit Grossanlagen) und China, die sich zu Leadern des Photovoltaikmarkts aufschwingen werden. Auf Seite der Produzenten sind Hersteller wie LG, Samsung und Taiwan Semiconductor gross im Kommen, die bereits ihre Potenz in der Halbleiter-, TV- und Computerindustrie bewiesen haben.

© Solarmedia

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