Donnerstag, 2. August 2012

Ortsspeicher entlasten Netz

Der schweizerisch-deutsche Batterienproduzent Leclanché liefert ein Lithium-Ionen Speichersystem an die Industriellen Werke Basel (IWB) - und zwar eine industrielle Speicheranlage mit einer Kapazität von 25 Kilowattstunden (kWh). Die IBC SOLAR AG und die SWN Stadtwerke Neustadt GmbH realisieren im Rahmen eines Pilotprojekts erstmals die Einbindung eines Solarstromspeichers in ein deutsches Ortsnetz (siehe Bild). Lokale Speichersysteme könnten der breiten Anwendung der Solarenergie zum Durchbruch verhelfen.

Leclanché, Spezialist für grossformatige Lithium-Ionen-Zellen und Speicherlösungen, liefert an die Industriellen Werke Basel (IWB) einen industriellen Stromspeicher mit einer Gesamtkapazität von 25 kWh. Die von den IWB projektierte Installation ist Teil einer Machbarkeitsstudie, die die Vorteile von dezentralen Energiespeichern für den Netzbetrieb untersuchen soll. Der Betrieb von Energiespeichern optimiert die Stromabgabe und -aufnahme vor Ort und erhöht dank der grösseren Flexibilität die Effizienz des Stromnetzes. Das System eignet sich vor allem für den Ausgleich der von den Photovoltaik-Anlagen gelieferten Energie und des zeitlich verschobenen Verbrauchs.

Das Steuerungssystem und die Projektentwicklung liefert das auf dezentrale Speicherlösungen spezialisierte Züricher Start-Up- Unternehmen Ampard. Die Inbetriebnahme ist für das 4. Quartal 2012 geplant. „Einspeiseschwankungen führen die bestehenden Netze oft an ihre Belastungsgrenzen. Unsere Speicherlösung, die sich durch ihren patentierten keramischen Separator und bis zu 15.000 volle Be- und Entladezyklen auszeichnet, greift genau an dieser Stelle ein und sorgt für eine sichere Zwischenspeicherung der überschüssigen Energie und entlastet damit das Netz“, sagt Dr. Ulrich Ehmes, CEO von Leclanché. „Dieser Auftrag ist ein typisches Beispiel für Projekte, die wir gerade bearbeiten. Er reflektiert die steigende Nachfrage nach industriellen Speicherlösungen.“

Die IBC SOLAR AG und die SWN Stadtwerke Neustadt GmbH realisieren im Rahmen eines Pilotprojekts erstmals die Einbindung eines Solarstromspeichers in ein deutsches Ortsnetz. Produzieren Photovoltaik-Anlagen im Ortsteil Fechheim mehr Strom als benötigt, wird dieser künftig in den Batterien zwischengespeichert und zeitversetzt in das Stromnetz eingespeist. Der Solarpionier und die Stadtwerke Neustadt wollen damit das Niederspannungsnetz stabilisieren und einen weiteren Netzausbau vor Ort verhindern. Solche Investitionsentlastungen sind ein wichtiger Beitrag zur Energiewende, denn sie sichern die Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien.

Durch den stetigen Ausbau der erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Biomasse sind die Städte und Gemeinden gemäss IBC Solar mit einer zunehmenden Überlastung ihrer lokalen Stromnetze konfrontiert. Auch im Ortsnetz der SWN wird zeitweise mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt als die Einwohner verbrauchen können. Um die Rückführung des überschüssigen Stroms in die Übertragungsnetze zu minimieren und den weiteren Netzausbau zu verhindern, wird im Rahmen des Pilotprojekts eine Batterielösung von IBC SOLAR im Ortsnetz von Fechheim installiert. Mit einer Kapazität von über 200 Kilowattstunden (kWh) kann sie als Ortsspeicher den in Spitzenzeiten produzierten Solarstrom speichern und somit die Niederspannungsleitung und den Mittelspannungstrafo entlasten.

„Nach fast zwei Jahren Planung und Entwicklung freuen wir uns, die Theorie endlich in die Praxis umsetzen zu können. Der Ortsspeicher hilft den Stadtwerken, zukünftig ihren überschüssigen Sonnenstrom zu speichern und damit Stromspitzen zu verhindern“, sagt Marco Siller, Leiter Produktmanagement bei der IBC SOLAR AG. Sobald die Stromproduktion im öffentlichen Stromnetz von Fechheim einen definierten Schwellenwert erreicht, fließt die von den örtlichen Photovoltaik-Anlagen produzierte Energie in den Zwischenspeicher. Vor allem mittags und in den Sommermonaten trägt der Speicher damit zu einer Stabilisierung des Niederspannungsnetzes bei. Fällt die verfügbare Energie unter den Schwellenwert, wird der Speicherstrom wieder dem Netz zugeführt. Dies geschieht vor allem abends und in den Morgenstunden, wenn viele elektrische Verbraucher in den Haushalten Strom benötigen. Der rein rechnerische ermittelte Schwellenwert wird im Pilotprojekt bewertet und bei Bedarf für zukünftige Anwendungen angepasst.

Der Ortsspeicher von IBC SOLAR soll plangemäß in nur einer Woche installiert und in Betrieb genommen werden. Aufwendige Umbauten in der Netzinfrastruktur sind dabei nicht erforderlich. „Als Solarpionier versuchen wir, Trends frühzeitig zu erkennen. So sind wir schon vor mehr als zwei Jahren zu dem Entschluss gekommen, dass ein Netzausbau auf Hochspannungsebene allein nicht der richtige Weg ist, um die erneuerbaren Energien einzubinden und die Energiewende beziehungsweise die angestrebte Reduzierung des umweltschädlichen CO2 zu erreichen“, erklärt Marco Siller weiter.

Zusammen mit seinem Projektpartner SWN denkt IBC SOLAR auch hier wieder einen Schritt weiter: In Zukunft könnten viele dieser Stromspeicher virtuell und intelligent miteinander vernetzt werden. Im Verbund mit anderen dezentralen Stromerzeugungseinheiten bilden sie ein sogenanntes virtuelles Kraftwerk. Dadurch wird nicht nur das Stromnetz in sonnenarmen Perioden unterstützt, sondern auch der Bau eines Spitzenlastkraftwerks verhindert.

Quellen: Leclanché / IBC Solar

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