Donnerstag, 25. Oktober 2012

Auf und Ab für Desertec

Es ist eines der grossen Projekte der Industriewelt - und erst recht im Bereich der Erneuerbaren Energien: Solar- und Windkraftwerke in grossem Stil sollen nicht nur örtliche Bedürfnisse decken, sondern zu einem globaliserten Energiemarkt für Erneuerbare beitragen. Die Anstrengungen in Nordafrika haben jetzt einen Knick erhalten, dafür sieht es in Asien vielversprechender aus.

Siemens hat den Ausstieg aus dem Solargeschäft angekündigt, mit weitreichenden Folgen: Unter anderem gilt dies für das Wüstenstromprojekt Desertec, dessen Ziel es ist, bis 2050 rund 15 Prozent  von Europas Strombedarf aus Erneuerbare-Energie-Anlagen in Nordafrika zu decken. Denn der Rückzug von Siemens aus der Solarbranche bedeutet zugleich das Ende des Engagements bei der Desertec-Initiative: Siemens kündigte an, seine Mitgliedschaft in dem Unternehmenskonsortium D II unter Führung der Münchner Rück zum Jahresende 2012 auslaufen zu lassen. Gefragt war Siemens in dem Projekt als wichtiger Investor und weil das Unternehmen sich bislang stark im Bereich solarthermische Großkraftwerke engagierte.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung erwägt nun auch Bosch den Rückzug von Desertec. Gegenüber dem Blatt hieß es, der Konzern prüfe seine Beteiligung. Käme es zum Abschied von Bosch, könnte es zu einer negativen Sogwirkung auf das Gesamtprojekt kommen so, dass möglicherweise weitere wichtige Mitglieder von der Planungsgesellschaft abspringen könnten. Auch die seit Dezember 2011 insolvente Solar Millennium AG zählte einst zum Kreis der DII-Mitglieder. Desertec-Chef Paul van Son sagte gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Für uns ändert sich nichts“. Ziel sei weiterhin „Menschen in Nordafrika und dem Nahen Osten mit Strom zu versorgen und ihre Zukunft zu gestalten.“

Zu den verbliebenen Mitgliedern zählen unter anderem die Deutsche Bank, die HSH Nordbank, die Solarsparte des spanischen Energiekonzerns Abengoa, die deutschen Versorgere RWE und E.on, das Solarunternehmen Schott Solar, der Solarzulieferer M+W Zander, sowie der schweizerisch-schwedische Technologiekonzern ABB.

Anders präsentiert sich die Lage für Desertec in Asien: Nach dem Reaktorunglück in Fukushima sucht Japan intensiv nach Alternativen zur Atomkraft. Die DESERTEC Foundation und die Japan Renewable Energy Foundation (JREF) setzen sich gemeinsam für eine solche Alternative ein: ein asiatisches Super-Stromnetz soll die Vollversorgung Asiens mit erneuerbaren Energien ermöglichen. Heute gab die japanische Softbank Corp., geleitet vom Milliardär und JREF-Gründer Masayoshi Son, den ersten Schritt zur Umsetzung des "Asia Super Grids" bekannt.

SB Energy Corp., die erneuerbare Energie Sparte von Softbank, wird bis Ende des Jahres zusammen mit der mongolischen Newcom LLC einen Windkraftstandort in der Gobi-Wüste identifizieren. Der erste Windpark mit 300 MW könnte bereits 2014 den Betrieb aufnehmen – Machbarkeitsstudien für drei weitere Windparks sollen folgen. Insgesamt könnten so in den nächsten Jahren Windparks mit einer Gesamtleistung von 7000 Megawatt im mongolischen Teil der Gobi-Wüste in Betrieb gehen.

Um die großen erneuerbaren Energieressourcen entlegener Gebiete Asiens, wie der Gobi-Wüste, zur Stromproduktion für die Ballungszentren der Region zu erschließen, sieht die von der DESERTEC Foundation und JREF unterstütze "Asia Super Grid" Initiative eine Vernetzung der nationalen Stromnetze von Japan, Korea, China, der Mongolei und Russland durch verlustarme Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen vor. Die DESERTEC Foundation hat bereits eine erste Machbarkeitsstudie über mögliche Leitungskorridore durchgeführt, die es ermöglichen sollen, das erneuerbare Energiepotential der Gobi-Wüste zu erschließen. DESERTEC Foundation Vorstand Dr. Thiemo Gropp sieht ein solches Netz als "wichtigen Schritt zur Umsetzung des DESERTEC-Konzeptes in Ostasien".

Links:
Netzstudie und Fotos für Pressezwecke: http://dl.dropbox.com/u/2640809/photosjp.zip
Mehr Informationen über die Japan Renewable Energy Foundation: http://jref.or.jp/en/
Mehr Informationen über das DESERTEC-Konzept in Asien: www.desertec.org/asien/

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