Freitag, 7. Dezember 2012

Afrika braucht Einspeisevergütungen

World Future Council, Heinrich-Böll-Stiftung und Friends of the Earth geben umfassenden Leitfaden für afrikanische Entscheidungsträger heraus. Maßgeschneiderte Energie-Einspeisegesetze  sind demnach das beste Instrument, um die Nutzung erneuerbarer Energien in Afrika zu steigern.

Das ist das Ergebnis einer umfassenden Studie, die der World Future Council und die Heinrich-Böll-Stiftung heute beim UN-Klimagipfel COP 18 in Katar vorgestellt haben. Einspeise-Tarife fördern Investitionen in Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen, weil sie die Abnahme und Bezahlung des erzeugten Stroms garantieren –  egal ob einzelne Hausbesitzer, Gemeinden, Städte oder Unternehmen den Strom produzieren.

Wenn sie optimal auf den lokalen Kontext zugeschnitten sind, können Einspeisetarife die erzeugte Energiemenge sowohl in netzangebundenen Regionen als auch in Regionen ohne vorhandenes Stromnetz deutlich steigern. Darüber hinaus ermöglicht der dezentrale Charakter alternative Eigentums-und Administrations-Modelle, gibt Gemeinden größere Handlungsfreiheit und stärkt dadurch die lokale Demokratie sowie die Selbstverwaltung. 

Die auch von Friends of the Earth unterstützte Studie leistet eine eingehende Analyse der bestehenden Einspeisegesetzgebung in 13 afrikanischen Ländern: Algerien, Botswana, Ägypten, Äthiopien, Ghana, Kenia, Mauritius, Namibia, Nigeria, Ruanda, Südafrika, Tansania und Uganda. Die einzelnen Fallstudien untersuchen die sozio-ökonomischen Auswirkungen der Einspeiseregelungen und präsentieren und analysieren sowohl unterstützende als auch behindernde Faktoren für eine erfolgreiche Umsetzung der Regelungen. Darüber hinaus beschreibt die Studie eine Vielzahl von nationalen und internationalen politischen Maßnahmen, die das Ziel verfolgen, die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien zielgerichtet zu finanzieren - durch Abgaben auf fossile Brennstoffe oder Finanzhilfen durch den Klimafonds der Vereinten Nationen.

Afrika sieht sich mit einer enormen Energiekrise konfrontiert, da der ständig wachsende Strom-Bedarf durch die bestehenden Produktionskapazitäten bei weitem nicht erfüllt werden kann. Die eklatanten Unterkapazitäten erschweren bzw. verhindern Wirtschaftswachstum, Entwicklung und die Bekämpfung von städtischer und ländlicher Armut. Darüber hinaus sind fossile Brennstoffe nicht nur unzuverlässig, sondern zunehmend unerschwinglich oder inakzeptabel geworden. Energie gilt mittlerweile als das "fehlende Millenniums-Entwicklungsziel“, da nur sie die Erreichung der acht formulierten Ziele ermöglicht, während nach Angaben der Weltbank weniger als 25 Prozent der Haushalte in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara Zugang zu Elektrizität haben. In den ländlichen Gebieten des subsaharischen Afrika haben sogar nur zehn Prozent der Haushalte Strom. Genau dies verunmöglicht aber eine nachhaltige Armutsbekämpfung, Bildungsförderung  und Gesundheitsvorsorge.

Einspeisetarife für erneuerbare Energien haben deren Nutzung weltweit erfolgreich gefördert. In den 65 Ländern, in denen bisher eine Einspeiseregelung in Kraft gesetzt wurde,  stehen 64 Prozent aller Windkraftanlagen und gar 87 Prozent der weltweit installierten Photovoltaik-Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie. Die Mehrheit dieser Anlagen ist wiederum in den Industrieländern, vor allem in Europa zu finden, während der afrikanische Kontinent sein riesiges Potenzial zur Nutzung erneuerbarer Energien bislang kaum ausschöpft.

„Auf dem Weg zu einer nachhaltigen, bezahlbaren und zuverlässigen Deckung seines Strombedarfs hat  Afrika die wunderbare Möglichkeit, die schmutzige Entwicklung der Industrieländer ganz einfach zu überspringen“, sagt Ansgar Kiene, Direktor des WFC Afrika-Büros in Johannesburg. „Unsere Studie bietet Gesetzgebern den perfekten Leitfaden, wie man diese Entwicklung fördern kann. Afrika kann mithilfe von erneuerbaren Energien Strom für seine Volkswirtschaften und  Gesellschaften erzeugen, auch ohne erst entsprechende internationale Abkommen abzuwarten.“

„Unsere Studie zeigt, dass Einspeiseregelungen am erfolgreichsten sind, wenn sie als integraler Bestandteil der breiteren Entwicklungsstrategie eines Landes implementiert werden“, ergänzt Patrick Berg von der Heinrich-Böll-Stiftung. „So sind die Unterstützung der höchsten Ebenen der Politik sowie die frühzeitige und umfassende Beteiligung der Zivilgesellschaft und des privaten Sektors entscheidende Faktoren für die erfolgreiche Entwicklung und Umsetzung von Einspeise-Regelungen.“

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