Montag, 5. Juni 2017

Als ob die Sonne Merci sagt

Mit etwas Abstand zur Abstimmung über die Energiestrategie lässt sich zwei Wochen danach feststellen: Die Gewinnerin ist eindeutig die Sonnen- und verloren hat die Atomenergie. Dass nunmehr die Nutzung der Sonnenenergie als zentrale Energiequelle für die Schweiz auch politisch anerkannt ist, wird untermauert durch neue Fakten zu deren Ergiebigkeit – und die unlängst durchlebte intensive Schönwetter- und Sonnenscheinzeit. Nötig ist eine verbesserte statistische Solarberichterstattung für die Schweiz.

Stets aktuell zeigt die Infotafel den
(im Mai besonders hohen) Solarertrag
der PV-Anlage Grünmatt in ZH-Friesenberg
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Die letzten Tage des Monats Mai haben uns eine selten intensive und länger andauernde Sonnenbestrahlung beschwert. So als ob die Sonne Merci sagte für das in sie gesetzte Vertrauen. Auch wenn an Pfingsten der Segen vorderhand ein Ende zu haben scheint. Aber der Mai war effektiv sehr ertragreich, was Meldungen aus Deutschland belegen (gemäss Übertragungsnetzbetreibern): Die Solarenergie hat  mit insgesamt 5,1 Mrd. kWh etwa gleich viel Strom wie die Windenergie erzeugt. Gegenüber dem Vormonat April legte die Solarstromerzeugung jahreszeitenüblich deutlich zu (3,9 Mrd. kWh). Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat steigt die Solarstromeinspeisung leicht um 8 Prozent (4,7 Mrd. kWh). 

Was auch der individuelle Ertrag etwa der Solaranlage Grünmatt in Zürich-Friesenberg (siehe Bild) bestätigt. Die genossenschaftliche PV-Einrichtung, die nun ins vierte Jahr ihrer vollen Funktion geht, wies bei einer Kapazität von 467 Kilowatt Peak einen Monatsertrag von rund 60'000 Kilowattstunden auf. Leider verfügt die Schweiz noch nicht über eine aktuelle Aufzeichnung der Solarerträge für das ganze Land. Ein Manko, das angesichts der wachsenden Bedeutung des Stromertrags aus solarer Herkunft (ganzjährig bereits drei Prozent und bei Spitzensonnenschein rund einen Drittel) behoben werden sollte. 

Das drängt sich um so mehr auf, als unterdessen auch belegt ist, dass das Potential der hiesigen Solarstromerzeugung weit höher liegt als bisher angenommen. Selbst der Fachverband Swissolar ging bislang davon aus, dass problemlos ungefähr ein Viertel des Gesamtstromverbrauchs in der Schweiz durch die Sonne bedient werden könnte. Dann erschien kurz vor der Energieabstimmung eine Studie von Meteotest, die das Potential wesentlich höher veranschlagte – was in der Abstimmungsdikussion unterging. 

So oder so: Dieses Potential liegt gar so hoch, dass hierzulande durchaus auch die Hälfte des Gesamtstromverbrauchs durch die Sonne erzeugt werden könnte – und das auf bereits bebauten Flächen, also ohne zusätzliche Eingriffe in die Landschaft. Swissolar umschrieb das so: Bei der Photovoltaik liegt das nachhaltige Potenzial bei rund 30 Terrawattstunden (TWh), was der Hälfte des heutigen Strombedarfs entspricht. Rund 80 Prozent der Potenziale kommen von den Dächern, rund 20 Prozent von den Fassaden. Das wirtschaftliche Potenzial auf den Dachflächen – wenn alle gut geeigneten Dächer belegt würden – liegt sogar bei knapp 50 TWh. Weitere, in der Studie nicht ausgewiesene Potenziale sind auf Parkplätzen, Stauseen, Reserve-Bauzonen sowie auf vorbelasteten Flächen im Alpenraum zu finden. 

Die Studie zeigt aber auch, was Solarwärme leisten könnte. Dort beträgt das Potenzial rund 10 TWh, was etwa 10 Prozent des heutigen Wärmebedarfs entspricht. Würde der Bedarf dank Wärmedämmung auf den neuesten Stand gebracht, könnte die Sonne gar 20 Prozent des Wärmebedarfs liefern (Quelle: Swissolar). In den Medien fanden diese Erkenntnisse wenig Beachtung, ausser etwa in der Luzerner Zeitung, die allein für den Innerschweizer Kanton festhielt: «Solarstrom-Potentialist riesig – und liegt brach.»

Genutzt werden kann das Potential in grossem Stil dann, wenn die durchaus schon bestehenden Speicherkapazitäten (Speicherseen und Pumpspeicher) auch für die Erneuerbaren Energien nutzbar werden und wenn eine dezentrale Speicherinfrastruktur die Erhöhung des Eigenverbrauchs zulassen. Denn die Erzeugung von Solarstrom ist heute europaweit schon in vielen Fällen wettbewerbsfähig, wie die Solarplattform photovoltaik.eu unlängst festhielt >>> siehe hier. Das gilt bald selbst auch für viel nördlicher gelegene Staaten als die Schweiz, also etwa für Schweden oder Finnland.

Quellen: im Text erwähnt   © Text und Bild:   Solarmedia 

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