Sonntag, 27. August 2017

Wann endlich merken es alle?

Zwei Meldungen aus der Energiewelt sorgen derzeit für Aufsehen: Der US-Professor Mark Jacobson hält es für möglich, dass sich im Jahre 2050 bereits die Mehrheit der Nationen vollständig mit Erneuerbaren Energien versorgen können. Und nun belegt auch eine deutsche Studie, dass Strom aus Wind und Solar weltweit billiger erzeugt werden kann als aus Kohle.

Auch hierzulande profitieren Solaranlagenbetreiber
ökonomisch von ihren Anlagen, insbesondere wenn
sie den Strom selbst verbrauchen.
Bild: Schweizer  Metallbau AG
Das eine hängt unzweifelhaft mit dem anderen zusammen: Erst der radikale Preissturz für Strom aus erneuerbaren Quellen führte bereits zu deren massivem Ausbau - und das ist offenbar erst der Anfang der Fahnenstange und nicht etwa deren Ende. Als Beispiel dient mir immer auch die Entwicklung des Preises für die Kilowattstunde Solarstrom in der Stadt Zürich: Vor rund 20 Jahren führte das städtische EW die Solarstrombörse ein - und die Kilowattsstunde kostete 1.20 Fr. Heute ist das EW längst nicht der einzige Anbieter wie damals - und auch nicht mehr der billigste. Gemäss der dezentralen Verteilung der Solarstromproduzenten bewegen sich heutzutage auch die erzielbaren Preise in einer breiten Spanne.  Diese dürfte derzeit zwischen rund vier Rappen bei der Abnahme durch ein knausriges (aber bundeskonformes) Elektrizitätswerk und um die 20 Rappen durch verschiedene Ökostromhändler liegen. Auf jeden Fall ist der Preissturz gegenüber den 90er Jahren frappant. 

Stark gesunkene Kosten für die Erzeugung von Solarstrom haben vor allem auch auf internationalen Märkten zu einer rasanten Ausdehnung der Kapazitäten geführt - in Ländern, die sich zuvor die Förderung der erneuerbaren Energien durch Zuschüsse (etwa die besonders erfolgreichen Einspeisevergütungen) gar nicht leisten konnten. In Staaten wie Indien, Chile oder Dubai kommt es unterdessen im Rahmen von so genannten Ausschreibungen zu Preisen von um die drei Rapppen pro Kilowattstunde. Und damit auch zu jenen Zuständen, die das deutsche ISE in seiner Studie zum Preisverhältnis zu Kohlenstrom umschreibt. Dieser ist unterdessen durchs Band teurer, wenn er aus neu erstellten Anlagen stammt, im Vergleich zu Wind- und Solarstrom. 

Aufsehenerregend ist auch das schnelle Voranschreiten der solaren Stromerzeugung. Deren Kapazitäten erreichen im laufenden Jahr bereits jene aller weltweit erstellten Atomkraftwerke (bei Volllast, die gemäss Sonnenschein natürlich nicht über die ganze Zeit erreicht wird) - und die Solarkapazitäten werden bald auch jene der Windstromerzeugung übertreffen.  Das alles ist auch die Basis jener Studie des Harvard-Professsors Mark Jacobson, der für 139 Staaten die Möglichkeit sieht, dass sie sich im Jahre 2050 vollständig mit Erneuerbaren Energien versorgen. 

Quellen:
- Spiegel: Wind und Sonne sind billiger als Kohle
- The underestimated potential
- Interview Jacobson, siehe Interview in Englisch in vorstehenden Beitrag

1 Kommentar:

  1. Hallo und vielen Dank für den interessanten Artikel zur Solaranlage. Ökostrom hat es ja leider immer noch schwer im vergleich zu den fossilen Brennstoffen. Mein Bekannter vermutet, dass sich das erst ändern wird, wenn die alten industriellen Strukturen die an den fossilen Brennstoffen hängen aufgebrochen werden. Dass heißt entweder müssen die erst verbraucht, zu teuer oder verboten werden. So lange müssen wir wohl noch mit diesem Umstand leben.

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